oben: Kanzleigebäude der Deutschen Botschaft, Washington, USA, 1958-64

 

 

ZITATE

aus dem Buch "Briefe des Architeketn"  Nr. 141
Eiermann wurde gefragt, ob er an einer Ausstellung über Hans Poelzig mitwirken wolle:

„Jetzt kommt Poelzig dran. Nun werden sie diesen genialen Mann in Anspruch nehmen, um immer wieder der Welt beweisen zu wollen, wie schön alles war und ist. So werden seine ´sogenannten´ Schüler ihn für sich beanspruchen" ....
"Ein Genie hat keine Schüler. Ich empfinde es als eine Anmassung, sich an diesen Mann heranzuhängen. Damit will ich nichts zu tun haben und bleibe draussen.“

 

"Die Tugenden des Architekten sind Sauberkeit, Klarheit und Wahrheit bis ins kleinste Detail.
Es sind die Tugenden des Ingenieurs."

 

"Sind wir dazu da, immer etwas Neues zu machen, oder sind wir dazu da, die Dinge, die bestehen, immer weiter zu vollenden?"

 

 "Erfolg zu haben bedeutet, von sich aus mehr zu tun, als erwartet wird."

 

“Architekten sind ein merkwürdiges Volk. Von den Technikern werden sie für Künstler gehalten und von den Künstlern für Techniker. Beide haben recht. Da wir nun aber unter den Aspekten des reinen Verstandes und des reinen Gefühls, des Mitgefühls, schöpferisch tätig sind, unterscheiden sich unsere Ansichten und Auffassungen nicht unwesentlich von denen eines reinen Technikers. So ist es wohl das Kriterium unseres Berufes, dem Menschen zu dienen und uns der Technik zu bedienen."

 

"Ich möchte als ein Liebender des Stahls sagen, dass für mich der Stahlbau das aristokratische Prinzip des Bauens darstellt."

 

"Was mich am meisten beschäftigt und was mich zum Stahl mit all meinen Neigungen hinzieht, ist die Tatsache: Der Stahl ist wegnehmbar. Dem Stahl fehlt der freche Anspruch auf Dauerhaftigkeit auch dessen, was nicht von Dauer sein sollte; und das macht mich zum Liebhaber des Stahls."

 

"Das bewusste Reduzieren, das Weglassen, das Vereinfachen hat eine tiefe ethische Grundlage:
Nie kann etwas zuwider sein, was einfach ist."

 

"Indem wir uns mit einem der Urphänomene menschlicher Tätigkeit, Behausungen zu schaffen und die gebaute, künstliche, räumliche Welt zu gestalten, beschäftigen, sind wir durchaus vertraut mit technischem Denken. Vielleicht sind wir auch fähig, von der einen Seite unserer Arbeit, der künstlerischen, dieses andere Phänomen, nämlich die Technik, zu betrachten."

 

Eiermanns Weggefährte aus der Berliner Anfangszeit Fritz Jaeneke über Eiermann
"Mein Freund Eiermann" (1961):

„Der Wunsch nach Vollkommenheit und vielleicht auch nach einer gewissen Originalität, der ihm immer vorschwebte und vermutlich noch heute vorschwebt, hinderte ihn für sich selber mehr als skizzenhafte Möbel anzuschaffen. Sein Bett war eine Art Feldbett, ein Eisengestell, auf dem nichts als eine Zeltplane - auch wie ein Damenkorsett - fest verschnürt war, sein Kleiderschrank war ein Holzkasten, der ingeniös, jedoch kompliziert auf einer Metallkonstruktion aufgehängt war und nur mit einer Rollgardine verschlossen wurde. Das waren seine Möbel, die er dem überraschten Besucher demonstrierte. Sein Schlafzimmer war jahrelang nur erleuchtet durch die Straßenlaterne, die in der Zimmerstraße in Berlin vor unserer Wohnung stand.“

„Gegen sich selbst war er immer ungeheuer kritisch und er machte es sich, weiß Gott, nicht leicht. Alles was den Eindruck von selbstverständlicher und konsequenter oder sogar spielerischer Einfachheit hervorrufen kann, ist das Ergebnis von langen, oft quälenden und mühsamen Überlegungen, Versuchen, Skizzen und Detailarbeiten, und ich glaube nicht, dass es heute anders ist.“
 

Günter Behnisch